Transformation – Trafostation 26 08/29/2018
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Transformatorenhaus 26
Elektrische Energie ist essentiell für unser Alltagsleben. Sie kommt einfach nutzbar aus der Steckdose. Wo sie herkommt und was alles dazu beiträgt, daß sie uns zur Verfügung steht ist uns oft nicht bewußt. Geht man in Innsbruck über den Claudiaplatz, geht man über eine unter die Erde verlegte Trafostation. Trafostationen machen uns den Strom nutzbar und sind damit unverzichtbar. Um den öffentlichen Raum nicht zu verschwenden sind sie heutzutage meist wie am Claudiaplatz unterirdisch installiert.
Vor der industriellen Revolution hatten die meisten Fabrikationsstätten ihren an die Wasserkraft gebundenen Standort außerhalb der Stadt. Im Zuge der Industrialisierung, im Zusammenhang mit Dampfmaschinen und Eisenbahnen zogen immer mehr Fabrikationsstätten und Bauten der Industriegesellschaft in die Städte. Die Trafostation Nr. 26 zeugt davon wie stolz man in Innsbruck auf die technische Errungenschaft war, die Energie für ein besseres Leben zur Verfügung stellte.
Das Gebäude der Trafostation 26 ist heute einfach nur zwischendrin im Hin und Her der Stadt. Verschmiert, rundherum von Wegen und Schildern umgeben verschwindet die Bedeutung dieses Gebäudes. Wie diese Trafostation sind uns viele Dinge, die wir heut im Alltag nutzen, nicht mehr sichtbar und uns auch nicht mehr bewußt. Mit unserem Körper und Geist geht es uns ähnlich. Wir nutzen unseren Organismus täglich ohne daß wir realisieren welche Möglichkeiten uns da zur Verfügung stehen. In Analogie zu den Transformationsstationen stehen uns auch Mechanismen zur Verfügung, die Verknüpfungen in unserem Gehirn für mehr Energie, z.B. mehr Durchhaltevermögen zu nutzen. Mit unserer Gehirneinstellung können wir unser Leben verbessern.
Grenzwertige Einstellungen
Unsere Einstellung macht den Unterschied, vor allem in unserem Gehirn. Im Altern lernen wir, daß es immer mehr Limite, Grenzen und Beschränkungen gibt. Wir lernen, daß wir immer weniger in unserem Leben kontrollieren können. Die Altersforschung zeigt uns immer mehr Körpergrenzen. Herz-Kreislauf, Muskulatur, Knochen, Atmung, Immunsystem, Sinne, die Liste wird immer länger.
Das diese körperlichen Grenzen vielleicht viel weiter draußen liegen als wir annehmen liegt zum einen an unserem ‚reduzierten‘ Lebensstil, der zu Anpassungen geführt hat, die unsere körperlichen Grenzen immer enger erscheinen lassen. Die körperlichen Grenzen können mit Änderungen im Lebensstil daher sicherlich noch weiter nach aussen verlegt werden. Aktuell immer noch sehr ursprünglich lebende Urvölker wie die Hazda sind z.B. mit 60 immer noch aktiver als junge Menschen heutzutage (Link zur Publikation hier). Hadza bewegen sich auch wenn sie älter sind noch ca. 15x mehr als der durchschnittliche Amerikaner und zeigen hervorragende Gesundheitswerte, allgemein bei Herz-Kreislauf und auch bei Entzündungsmarkern. Derartige Ergebnisse deuten an, daß mehr Grenzen bei uns in den Köpfen sind als in der körperlichen Realität.
Unsere angenommen Grenzen im Alter betreffend ist uns meist nicht bewußt ,dass neben den körperlichen Grenzen unser Gehirn über verschiedene bewußte und unbewußte Prozesse unsere Leistungsfähigkeit beeinflußt. In der Welt des Leistungssports werden aktuell vermehrt die großen Ressourcen unseres Gehirns für bessere körperliche Leistungen entdeckt. Viele Untersuchungen zeigen, wie mit verschiedenen bewußten und unbewußten Mechanismen unser Leistungsvermögen um 10-100% gesteigert werden kann.
Kontext Transformieren – Hirnresourcen effizient nutzen
Ein herausragendes Beispiel ist die Untersuchung zur Wirkung des unterstützenden Selbstgesprächs. In dieser Studie beobachteten Wissenschaftler um Samuele Marcora den Umgang mit Erschöpfung von Radfahrern mit und ohne positive Selbstgespräche (Link zur Publikation der Untersuchungen hier). Mit einer einfachen Intervention, Émpfehlung für positive Selbstgespräche beim Radfahren und Einüben persönlich wirksamer Phrasen im Selbstgespräch für zwei Wochen während des normalen Rad-Trainings, wurde der Einfluß positiver Selbstgespräche auf die persönliche Leistungsfähigkeit untersucht. 24 Radfahrer absolvierten dazu einen Radfahr Test bis zur Erschöpfung. Nach diesem Test lernten 12 Radler in zwei Wochen positive Selbstgespräche (z.B. fühle mich gut, oder beiß dich durch), während die anderen 12 normal trainierten. Beim zweiten Radfahr Test bis zur Erschöpfung fuhren die 12 positiven Selbstgesprächler‘ 18% länger bis zur Aufgabe als die Kontroll Gruppe der ‚unbeeinflußten‘ 12 Radfahrer. Im Verlauf der Fahrt bis zur Erschöpfung stieg bei den ‚Selbstgesprächlern‘ auch die empfundene Anstrengung langsamer an. Unsere Gedanken im Kopf reflektieren nicht nur unsere Empfindungen, sie verändern sie auch deutlich. Unser Organismus geht in der folge anders mit seiner Leistungsfähigkeit um.
Negative Selbstgespräche, z.B. Grübeln, bewirkt im Sport das Gegenteil zur oben beobachteten Leistungssteigerung, einen Leistungsabfall. Bei kürzlich untersuchten Skisprungleistungen stellte sich heraus, daß reduzierte Leistung am stärksten mit vorherigem Grübeln korrelierte (Link zur Studie hier). Im Detail waren 36% der Leistungsschwankungen, der größte Teil, durch vorheriges Grübeln erklärbar. In der Untersuchung wurden die Ergebnisse psychologischer Befragung/Beobachtung im Verlauf von Wettkampfsituationen mit den erbrachten Leistungen verglichen.
Auf höchstem Niveau im Sport im Wettkampf noch besser zu werden ist sicherlich wichtig. Die Kräfte und Möglichkeiten unseres Gehirns zu nutzen bietet allerdings auch viel für unseren Alltag. Einstellungen und Bilder haben hilfreichen Einfluß auf unser Leben, unsere Handlungen, unser Bewegen.
Unsere Einstellung verändert – unsere Leistungsfähigkeit und unser Gehirn
Es fühlt sich gut an sich gut zu fühlen. Ein selbstverstärkender Prozess. Mit unseren Gedanken, Worten, und Bildern Können wir unsere eigenen Empfindungen verändern, und so auch unsere Leistungsfähigkeit verbessern. Bilder, Intentionen, Perspektiven geben unserem Hirn die Möglichkeit, die Kraft Situationen in den verschiedenen Netzwerken miteinander zu verknüpfen. Ohne detailliertes Verständnis für die genauen Verknüpfungen werden Verbindungen gestärkt, ganze große Netzwerke aktiviert, so daß diese zur weiteren Anregung nun viel weniger Stimulus benötigen. Die Dinge werden leichter, Bewegung wird ökonomischer. Einfach dadurch, daß wir über Worte und Bilder unserem Körper die Möglichkeit geben effizienter zu Arbeiten.
Ein weitere schönes Beispiel der ‚Verbesserung‘ durch verkörpertes positives Selbstgespräch, das Lächeln, zeigt eine aktuelle Studie an Läufern. Im Wissenschaftsjournal Psychology of Sport and Exercise veröffentlichten Noel Brick und seine Kollegen folgende Studie (hier): Die Lauf-Ökonomie (Sauerstoffverbrauch) von 24 Läufern wurde im Verlauf von 4 verschiedenen 6-Minuten-Läufen untersucht. Während dieser Läufe mußten die Läufer lächeln, grimmig schauen, Hände und Oberkörper entspannen, oder einfach Ihren normalen Gedanken nachgehen. Mit Lächeln fühlte sich der Lauf leichter an und die Laufökonomie war 2 % besser als bei den anderen Bedingungen. Die unter einfachen Laborbedingungen akut erreichte Leistungssteigerung beim Laufen wurde im Vergleich bisher nur durch wochen- und monatelanges Sprungtraining oder schweres Gewichtstraining erreicht (Publikationen hier und hier).
Die zusätzliche Ökonomie und Kraft in den dargestellten Laborstudien wirkt nicht nur akut. Auch langfristig verändert unsere Einstellung strukturell unser Gehirn. Derartig „eingefahrene Anpassungsfähigkeit“ wird so noch leichter verfügbar. Eine Studie zum Einfluß unserer Einstellung, Bilder, Gedanken auf unser Gehirn zeigt, daß nach jahrelanger Meditation nicht nur der positive Einfluß auf die Regulation von Emotionen noch leichter wird/effizienter wird, sondern daß bei langjährig Meditierenden bestimmte Hirnstrukturen vergrößert sind (hier).
Sich etwas zu eigen zu machen, durch die beübte Macht der Gedanken und Bilder lohnt sich – kurz und langfristig. Die Plastizität unseres Gehirns wird optimal genutzt. Bewegungstraining wird auf diese Art effektiver. Und unseren eigenen Alterungsprozess können wir so vielfältig positiv beeinflussen.